Mehrsprachiges Europa im Kindergarten? Klare Plädoyers für Herkunftssprachenförderung
Beginnt die europäische Mehrsprachigkeit bereits im Kindergartenalter? Dies war eine der Leitfragen, die Referentin Dr. Anna Mróz zum Online-Seminar am 28. September für die Interessierten der gemeinsamen Veranstaltung von EUmigra und Integrationsportal mitgebracht hatte.
Fachkundig erläuterte Dr. Mroz soziologische, psychosoziale und pädagogische Aspekte zum Mehrsprachenerwerb in der Spracherziehung und frühkindlichen Bildung. Die Frage, ob mehrsprachiges Europa bereits in der Kita anfängt, lässt sich ihren Ausführungen zufolge eindeutig mit einem Ja beantworten. Dieses Ja schließt allerdings beispielsweise ein, dass Herkunftssprachen generell stärker gefördert werden müssten, was gegenwärtig noch nicht der Fall ist und in den einzelnen Bundesländern stark divergiert. Sachsen-Anhalt gehört in puncto Förderung der Herkunftssprachen gar zu den Schlusslichtern.
Eine Konsequenz hieraus ist die Forderung nach einer „institutionellen Verankerung des herkunftssprachlichen Unterrichts" (Mroz), wie sie Initiativen wie das Berliner BEFaN-Netzwerk seit Jahren vertreten. In diesem Bereich liegen entsprechend noch enorme bildungspolitische Herausforderungen.
Zu den Ergebnissen der Diskussion im Seminars gehört die Verabredung, die Themen gelebte Mehrsprachigkeit und die Förderung der Herkunftssprachen in der EU in die Agenda der öffentlichen und politischen Sensibilisierung aufzunehmen. Die Fach- und Servicestelle EU-Migration Sachsen-Anhalt wird mit diesem Themenschwerpunkt 2023 hierzu beitragen.
Dr. Anna Mróz, die auf Initiative der Fach- und Servicestelle EU-Migration Sachsen-Anhalt (EUmigra) und in Kooperation mit dem Integrationsportal als Referentin gewonnen werden konnte, ist Sprachwissenschaftlerin und Expertin im Bereich der mehrsprachigen Kindererziehung.